Der schöne Blick aus dem Fenster
„WANN WERDEN WIR ENDLICH EIN ORDENTLICHES HOTEL?“ Das Keifen der Hausdame tönt durch sämtliche Hotel-Etagen. Der unsterbliche Curt Cobain in seinen an den Knien aufgeschlitzten Jeans reißt genervt die Fenster auf. Von einem bissigen Schwall gefrorener Luft getroffen haut er sie schnell wieder zu und schiebt sich stattdessen Kopfhörer über die Ohren. Das Gekeife geht ihm durch Mark und Bein, so etwa, wie Herrn Beethoven das Klopfen der Vermieterin an seiner Tür verstörte. Dagegen setzt er hämmernde Rhythmen. Irgendwas mit Grunge. Doch seine großen Tage sind vorbei. In der Prominenten-Absteige des muffigen Hotels Harakiri harrt er, scheintot und dauerbekifft, seinem Ende entgegen zwischen Hotelbar und Hirnsauna während die Karriere der Hausdame grade ihren Zenit erreicht. Mit einer steilen Stirnfalte und Mundwinkeln, die bis zum Boden reichen schiebt sie ihr letztes Hausdamen-Memo als Flugblatt unter jeder Tür hindurch.
Liebe Hotelgästinnen. Sind Sie schon in unserer neuen Hotelboutique gewesen? Hoffentlich doch. Wir müssen Ihnen allerdings zu unserem Bedauern mitteilen, dass mit der neuen Öko-Mode auch die Motten in unser Hotel eingeschleppt wurden. Daher bitten wie Sie, während Ihres Aufenthaltes folgende Maßnahmen genauestens einzuhalten:
1. Nutzen Sie die Minusgrade und hängen Sie nachts ihre Kleider aus dem Fenster. Wir stellen Ihnen hierfür Wäschesäcke zur Verfügung, welche Sie mit den Tragegriffen in den Fensterrahmen einklemmen.
2. Lassen Sie die Fenster geöffnet und tragen Sie dicke Pullis (am besten Synthetik).
3. Heizen Sie erst ab 17 Grad Minus!
4. Räuchern Sie Ihr Zimmer dreimal täglich mit Lavendel aus.
5. Putzen Sie unter den Schränken (das Putzkammer -Personal wird Ihnen das Nötige zur Verfügung stellen).
6. Wenn Sie kreativ sind, können Sie bis zum 13. März Entwürfe für ein neues Modelabel einreichen. „Motten-Look – angefressene Typen in löchrigen Klamotten“
Gäste, welche diese dringend notwendigen Maßnahmen nicht umsetzen werden des Hauses verwiesen.
Curt Cobain, einen Whisky-Schwenker in der Hand, bückt sich - mit seinen Rückenschmerzen der arme Kerl - nach dem Memo, das unter der Tür seiner Suite erscheint. Er lässt sich in einen Ledersessel fallen, liest, schläft aber dabei ein, sodass das Blatt zu Boden fällt. Plötzlich springt er auf, ruft HEUREKA!, setzt sich an den Tisch und beginnt zu zeichnen…
(c) Text: Brigitte Hallbauer
Bild: GettyImages
Anweisung an das Hotelpersonal:
Angekommen um hoffentlich nicht zu bleiben, Besonderheiten. Verbraucht auffällig viele Produkte von Nivea für die er als Testperson arbeitet. Auch schmiert er sich dauernd was ins Haar (siehe Foto). Er wirkt sehr smart ist es aber nicht. Funktioniert nur mit Strom von der Steckdose oder eben mit einer entsprechenden Batterie, die er sich aber selbst wohinschieben sollte. Weitere Besonderheiten: Natürlich isst er vegan, Tiere würde er sofort als Ausländer ausweisen. Liebt Carrageen und Xanthan in allen Speissen , damit er immer schön glitschig bleibt. Reden kann er selbst ganz gut, programmiert wurde er aber auf rechte Weise. Lieblingsbuch: Wohl Mein Kampf und Damals in Israel. Fremdsprache : Wienerisch. Ob er verheiratet ist oder überhaupt eine Sexualität unterhält , das interessiert ihn und uns eher nicht. Trägt alles von Von Laack (was sonst). Zu beachten: Ist auffallend freundlich, aber halten sie unsere ausländischen Gäste von ihm fern. Er könnte uns sonst aus dem Hotel flüchten ohne zu bezahlen. In der Minibar sollte nur eine vegane Mandelmilch eisgekühlt für ihn aufbewahrt sein. Bleibt hoffentlich nicht lange. Die Schleimspur ist unverzüglich nach seiner Abreise zu entfernen